Die AULA zur Krise der Deutschen Burschenschaft

Auf Veranlassung von Fred Duswald (Akademische Burschenschaft Danubia, München) verfasste der antisemitische Verschwörungsmystiker Gerhoch Reisegger[1] einen Text zur „Neuorientierung“ des durch mehrere Skandale im Zusammenhang mit neonazistischen Umtrieben und massenhaften Austritten arg gebeutelten Dachverbandes.[2] Als externen Faktor für die aktuelle Krise der Deutschen Burschenschaft (DB) macht Reisegger die „(Teil-)Wiedervereinigung“ und damit für (zu) viele Burschenschafter in Deutschland das Wegfallen eines gemeinsamen Zieles verantwortlich. Aber auch angesichts der drohenden Weltherrschaft der USA sei die Aufgabe der DB noch keineswegs erfüllt. Schließlich würden die „Feinde“ Deutschland nach wie vor zerstören wollen. Reisegger verordnet den Burschenschaftern neben einer Aufnahme des christlichen Bekenntnisses eine Rückbesinnung auf den Antiliberalismus: Auch wenn die DB die Demokratie beschwöre, habe sie mit ihrer „Kritik an der ‚egalité’ – die fast synonym für Demokratie steht – […] schon oft festgestellt, daß Freiheit und Gleichheit sich gegenseitig ausschließen.” Unter Bezugnahme auf Othmar Spann und Carl Schmitt plädiert Reisegger für eine „ganzheitliche[r] (universale[r]) Sicht“. In dieser werde „die ‚Gesellschaft’ (das Volk) als Entität aus eigenem Recht gesehen, was ja der Betrachtung der DB durchaus entspricht.“ (Die Aula 1/2014, S. 9ff)

Im Interview macht Burkhard Mötz, 2012/13 Aktivensprecher der damals die DB anführenden Wiener akademischen Burschenschaft Teutonia, einen politischen Generationenkonflikt für die Krise des Dachverbandes mitverantwortlich: „In vielen Bünden“ seien „die momentan in den Führungsstrukturen tonangebenden Alten Herren stark durch das Gedankengut der Achtundsechziger negativ beeinflusst“. Ihnen gegenüber stehe heute eine „viel mehr im national-konservativen Geist verwurzelten Jugend“ (ebd., S. 12), welche die DB nun offenbar nach ihren (rechtsextremeren) Vorstellungen ausrichten will.

In der Jänner-Aula findet sich daneben unter anderem eine offene Apologie des nationalsozialistischen „Mutterkreuzes“ von Fred Duswald: „Am Ende des Jahres 1938 erwies Adolf Hitler kinderreichen Müttern die ihnen gebührende Ehre. […] Als Folge der Umerziehung wird die Idee des Mutterkreuzes heute verächtlich gemacht […]. In Österreich hat der Staat für kinderreiche Mütter nichts übrig.“ (Ebd., S. 62)

Duswalds apologetische Ansichten zum Nationalsozialismus[3] gehen jedoch in dieser Ausgabe einem Waffenbruder zu weit: Jörg Frey, Alter Herr der Innsbrucker Burschenschaft Brixia, bittet die Aula-Redaktion, „zukünftig von Artikeln wie dem von Dr. Fred Duswald zum 9. November 1938“ abzusehen. Der Aula-Stammautor hatte nämlich in der November-Ausgabe Bundespräsident Dr. Heinz Fischer „Phantastereien“ und eine „selbstgerechte“ Anklage gegen die „leidgeprüfte Kriegsgeneration“ attestiert, weil dieser anlässlich des Novemberpogrom-Gedenkens betonte, dass die „meisten Menschen in Österreich und Deutschland“ damals weggeschaut, geschwiegen oder gar mit den Tätern sympathisierten hätten. Frey befürchtet, dass die Aula „mit solchen Beiträgen […] den Anspruch, ernst genommen zu werden“, verliert (ebd., S. 6). Angesichts der momentanen Kräfteverhältnisse im akademischen Vorfeld der FPÖ ist jedoch nicht davon auszugehen, dass man dort künftig auf Duswalds Beiträge verzichten wird, ganz im Gegenteil.

[1] Vgl. http://www.doew.at/cms/download/b3c9m/lasek_funktionaere-8.pdf (24. 1. 2014)

[²] http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/burschentag-rechtsextremismus-in-der-deutschen-burschenschaft-a-901390.html (24. 1. 2014)

[3] Vgl. http://www.doew.at/cms/download/1e5vi/aula_cs.pdf, http://www.doew.at/cms/download/b3c9m/lasek_funktionaere-8.pdf (24. 1. 2014)

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