Das Erstarken der extremen Rechten bringt auch für den Journalismus und in den Sozialen Medien zahlreiche Herausforderungen und Fragen mit sich: Welche Bedeutung spielen Medien beim Aufstieg der extremen Rechten? Soll mit Rechten geredet werden und wenn ja wie? Warum werden rechte Narrative immer wieder unkommentiert in der Berichterstattung übernommen, welche Verantwortung haben Journalist*innen und wie gehen Redaktionen damit um? Wie kann über Rechte berichtet werden, ohne ihnen eine Bühne zu bieten? Was sind DOs & DON’Ts kritischer Berichtserstattung? Wie wird von Rechten mit kritischen Journalist*innen umgegangen und welchen verbalen und physischen Angriffen sind sie ausgesetzt? Wie ist es um die rechtsextreme Medienlandschaft aktuell bestellt, welche Bedeutung hat sie?
Der vierte Band der Rechtsextremismus-Reihe von FIPU bringt Beiträge von Journalist*innen, Wissenschaftter*innen und Aktivist*innen zusammen, die ausgehend von aktuellen Entwicklungen der extremen Rechten in Österreich Antworten auf die skizzierten Fragen liefern.
Von FIPU sind im Mandelbaum Verlag auch lieferbar:
Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit: Entnormalisierung und Positionierung. Über Rechte reden in rechten Zeiten. Mit Rechten reden zur rechten Zeit?
Judith Goetz: Rechtsextremismus und Medien. Ein einführender Überblick
Bernhard Weidinger: Ungewollte Komplizenschaft. Über gängige Fallstricke in der medialen Bearbeitung von Rechtsextremismus
Markus Sulzbacher: Der stille Pakt
Brigitte Bailer: Provokationen, Ängste, Katastrophen. Das rechtsextreme und rechtspopulistische Spiel mit den Medien
Judith Goetz: »… in die mediale Debatte eindringen«. Identitäre Selbstinszenierungen und ihre Rezeption durch österreichische Medien
Ingrid Brodnig: Die rechte Eroberung des Cyberspace
Florian Zeller: Verschwörungsmythen in den Medien. Die (Un-)Möglichkeiten der Berichterstattung
Fabian Schmid: Zwischen Einhegung und Drohungen. Rechtsextreme Umgangsformen mit Journalist*innen
Bianca Kämpf: »Beautys lieben’s blau«. Zum Sexismus in der Berichterstattung über rechte Frauen am Beispiel von Philippa Strache
Mahriah Zimmermann: Rechtsextremismus vor Gericht Verantwortung und Leerstellen der Prozessberichterstattung
Mathias Lichtenwagner: Kooperation, Kontrolle, Korrektiv Journalismus, Polizeiarbeit und NS-Wiederbetätigung
Antifaschistische Recherche Graz, Dirk Müllner: Gretchenfrage Antifa Zum ambivalenten Umgang von Journalist*innen mit Antifa-Recherchen
Andreas Hechler: Beharrliche Bilder. Bildsprache und Rechtsextremismusprävention
Fanny Rasul: Zur Anatomie rechter Shitstorms und wie eins sich dagegen wehren kann
Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr, Elke Rajal (2019): „Arbeitsscheu und moralisch verkommen“. Verfolgung von Frauen als „Asoziale“ im Nationalsozialismus (mandelbaum verlag)
Rajal, Elke (2018): Mit Bildung gegen Antisemitismus? Möglichkeiten und Grenzen antisemitismuskritischer Bildungsarbeit. In: SWS-Rundschau (58.Jg.), Heft 2/2018, 132-152.
Rajal, Elke (2017): Offen, codiert, strukturell – Antisemitismus bei den ‚Identitären‘. In: Goetz, Judith/ Sedlacek, Joseph Maria/ Winkler, Alexander (Hg.), „Untergangster des Abendlandes“. Ideologie und Rezeption der neofaschistischen ‚Identitären‘. Hamburg: marta press, 309-350.
Niederkofler, Heidi/Rajal, Elke (2017): Melting Pot Ottakring!? Distinktionsprozesse und Disziplinierungsbestrebungen an den Rändern des Urbanen. Ein Projektbericht. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Band 3/2017, 196-222.
Rajal, Elke (2015): Holocaust Education in Austria in the Light of the Frankfurt School. In: Journal for the Study of Antisemitism. Volume 7 Issue #2 2015, 53-67.
Rajal, Elke (2015): Anmerkungen zur schulischen Vermittlung des Nationalsozialismus und seiner Verfolgungs- und Vernichtungspolitik. In: Aistleitner, Judith/ Lorenz, Laurin/ Wallerberger, Thomas (Hg.): Grenzüberschreitungen: Didaktische Materialien zur Exilliteratur. Wien: Resch Druck, 16-18.
Zum Verhältnis von Rassismus, Antisemitismus und Israelkritik, in: Bea Gomes/Andreas Hofbauer/Walter Schicho/Arno Sonderegger (Hg.), Rassismus. Beiträge zu einem vielgesichtigen Phänomen (Wien: Mandelbaum 2008, S. 227-255)
Aviso: Dritter FIPU-Band erscheint in Kürze im Mandelbaum-Verlag
Band 3 der von der Wiener Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit herausgegebenen Rechtsextremismus-Reihe befasst sich mit Verhandlungen von Geschlecht im Rechtsextremismus. Der Band versucht sowohl einen Überblick über den gegenwärtigen Forschungsstand zu geben als auch auf bislang kaum bearbeitete Themenaspekte und Akteur*innen einzugehen. Dazu gehören etwa Phänomene wie die aktive Partizipation von Trans*-Personen innerhalb des rechtsextremen Spektrums oder auch die grundlegende Inter- und Trans*-Feindlichkeit der Szene. Weiters wird näher auf die Bedeutung von unterschiedlichen Männlichkeitskonstruktionen innerhalb der extremen Rechten eingegangen. Ein Fokus wird zudem auf antifeministische Mobilisierungen gelegt, die verstärkt eine Scharnierfunktion zu anderen Akteur*innen und Ungleichheitsideologien wie Antisemitismus und Rassismus bilden.
Der Band schließt thematisch an den 2014 erschienenen FIPU-Erstling „Rechtsextremismus: Entwicklungen und Analysen“ sowie den 2016 erschienen Sammelband „Rechtsextremismus – Band 2: Prävention und politische Bildung“ an.
Inhalt
Brigitte Bailer
Die Rolle von Frauen im Rechtsextremismus
Ein Vorwort
—
FIPU
Zur Einleitung
—
Judith Goetz
Gender und Rechtsextremismus
Ein Überblick über die geschlechterreflektierte Rechtsextremismusforschung in Österreich
—
Carina Klammer
Körper- und Geschlechterbilder im Nationalsozialismus
Kontinuitäten und Brüche
—
Andreas Hechler
„Missbildung“
Interdiskriminierung in der extremen Rechten
—
Judith Goetz
„Sittliche Gefährdungen samt Irreleitung des Geschlechtertriebes“
Trans*feindlichkeit und rechte Trans*personen in Österreich
—
Lisa Auzinger
„Für unsere Kinder, unsere Kindeskinder, für unser Volk“
Geschlechterkonstruktionen und Erziehung im rechtsextremen Lager
—-
Matthias Falter & Verena Stern
Zum „Schutz des Volkes“ gegen Gender
Eine geschlechterpolitische Verortung der FPÖ
—-
Stefanie Mayer & Judith Goetz
Mit Gott und Natur gegen geschlechterpolitischen Wandel
Ideologie und Rhetoriken des rechten Antifeminismus
—
Carina Klammer & Nico Bechter
„Anti-Gender“ als kultureller Code?
Theoretische Überlegungen zum gegenwärtigen Antifeminismus
—
Heribert Schiedel
Angry White Men
Männlichkeit(en) und Rechtsextremismus
—
Anna Jungmayr, Judith Goetz & Katharina Nöbl
„Hätt’ Maria abgetrieben …“
Eine kritische Auseinandersetzung mit den Protesten gegen organisierte Abtreibungsgegner_innen
Immer wieder gerät Sexualaufklärung ins Visier rechter AkteurInnen. Unter dem Kampfbegriff der “Frühsexualisierung” wird gegen die Bearbeitung geschlechtlicher und sexueller Vielfalt im Unterricht gewettert. Mit Kindern und Jugendlichen offen und umfassend über Sex zu sprechen darf nicht sein. Wo jedoch liegen die Wurzeln dieser Aversion? Eine psychoanalytische Auseinandersetzung verspricht Erkenntnisse.
Knapp zwei Jahre ist es her, dass eine Welle der Anfeindung über den Grazer Aufklärungsverein liebenslust* hereinbrach. Von “besorgten Eltern” bis zur FPÖ wurde dem Verein die Gefährdung kindlichen Wohlbefindens angelastet. Verstörend und überfordernd seien die angebotenen Workshops.[1] Das freiheitliche Parteiorgan Wir Steirer witterte gar die “gezielte Verwirrung der Kinder bezüglich ihrer geschlechtlichen Identität”.[2] Anstelle der abgelehnten Sexualpädagogik wünscht man sich Aufklärung primär im Rahmen der Familie.[3]
Der Vorwurf der “Frühsexualisierung” steht dabei mal implizit, mal explizit im Raum.[4] Sexualität wird so als Kindern fremd postuliert. Von außen aufoktroyiert, führe sie bloß zu Unglück. Gleichzeitig befürwortet man zwar eine “altersgerechte, respektvolle und sensible” Aufklärung, doch deren Gehalt bleibt weitgehend unklar. Lediglich ihre Kontextualisierung wird deutlich: Werte wie Familie, Treue und Partnerschaft gilt es zu vermitteln.[5]
Infantile Sexualität und Wissbegier
Die Annahme einer “unschuldigen” Kindheit ist allerdings illusionär. Sexualität, als Streben nach Lust, ist von Beginn an Teil des menschlichen Lebens. Sie erstreckt sich vom genüsslichen Lutschen des Säuglings, über die genitalen Spiele des Kindes bis zu ihrer erwachsenen Ausprägung. Kinder begehren somit auf ihre spezifische Art, aber sie begehren.[6] Darüber hinaus setzen sie sich eigenständig mit ihrer Umwelt auseinander. Eine Beschäftigung mit Sexualität ergibt sich dabei notwendigerweise. Quelle der Wissbegier kann etwa die Angst vor einem potenziellen Geschwister sein. Um die eigene innerfamiliäre Position besorgt, drängt sich dem Kind die Frage auf: Woher kommen die Babys?[7] Wie bereits Annie Reich in der Aufklärungsbroschüre Wenn dein Kind dich fragt… verdeutlicht, muss auf solches Interesse ehrlich und umfassend eingegangen werden. Andernfalls wird sich das Kind auf eigene Faust Wissen aneignen, “das von falschen, qualvoll beunruhigenden Wirkungen nur so wimmelt.”[8]
Das Dilemma der Sexualität
Sexualität erscheint im Weltbild der extremem Rechten folglich in verzerrter Form. Sie ist dabei nicht nur Gegenstand reaktionärer Aufregung, sondern auch ein wesentlicher Schlüssel zu deren Verständnis. Im Spannungsfeld von Trieb und Gesellschaft ist Sexualität einer konflikthaften Entwicklung unterworfen.[9] An ihrem Anfang steht dabei eine Phase der Ungeschiedenheit. So ist der Mensch zu Beginn des Lebens Noch-Nicht-Subjekt. Weder sieht er sich als eins mit seiner Umgebung, noch als getrennt von ihr. Stattdessen werden Objekt und Subjekt als “vielfältig situativ fragmentiert und durchmischt”[10] erlebt. Erst die “Not des Lebens, […] das Ausbleiben der unmittelbaren leiblichen Befriedigung”[11] führt zu Differenzerfahrung. Die Verschiedenheit von Selbst und Welt wird also im Fernbleiben der Lustquelle deutlich. In Folge ihrer Abwesenheit identifiziert das Kind sie erstmals als Äußere. Befriedigung erscheint ihm dabei als Zustand “homöostatischer Einheit”[12], “als Zeit vor der Differenz”[13]. Dieser Zustand hat real jedoch nie existiert, vielmehr wird er rückwirkend in die Vergangenheit hineingelegt. Das retrospektiv Erzeugte ist immer schon verloren.[14]
Einmal mit Befriedigung assoziiert bleibt das Jenseits der Differenz Ziel des Triebes. Notwendigerweise gerät es demnach außer Reichweite. Die Eigenständigkeit des Objekts führt unausweichlich zu Versagung: Sie gewährt Lust, verweigert aber die objektlose Einheit. Ergo bleibt vollständige Befriedigung unerreicht. Sie tritt stets nur bis zu einem gewissen Maß ein. Dabei kennzeichnet sie fehlende Ewigkeit. Ist das Objekt gerade nicht verfügbar, tritt zumindest temporär Unlust auf. Dementsprechend ist das Verhältnis des Subjekts zum Objekt ambivalent. Einerseits wird das Objekt im Wunsch nach Befriedigung begehrt. Andererseits wird es für die zugemuteten Entsagungen gehasst. Zudem reizt das Objekt, da es durch die Versagung der Befriedigung Verlangen hervorruft und damit auf die eigene Abhängigkeit verweist.[15] Die Struktur des Triebes ist folglich dialektisch. Sie bringt “aus sich heraus das Begehren nach dem Objekt und den Widerwillen gegen dieses [hervor]”[16]. Hierin liegt das Dilemma der Sexualität.
Eine Möglichkeit, die Ambivalenz gegenüber dem Objekt handhabbar zu machen, findet sich in der Geschlechterdifferenz. Sie stellt eine gesellschaftliche “Übersetzungshilfe”[17] für die Spannungen der kindlichen Sexualität dar. “Die Rekategorisierung des Erlebens des ‘Sexualitätsdilemmas’ unter dem Vorzeichen der Geschlechterdifferenz bewirkt eine so schmerzliche wie entlastende Vereinseitigung: Erfahrungen der identifikatorischen Nähe und Sympathie – der Differenzlosigkeit – werden weiblich, jene der autonomen Distanz und narzisstischen-wütenden Selbstbehauptung – der Differenz – männlich codiert.”[18] Was sich dieser Dualität entzieht oder der eigenen Geschlechtszuweisung widerspricht, wird verdrängt.[19] Anfangs wird diese Trennung jedoch nicht dauerhaft und eindeutig vollzogen. Noch identifiziert sich das Kind mit Vater und Mutter. Erst im Zuge des Ödipuskomplexes werden klare Geschlechtergrenzen gesetzt.[20] Eigens betrachtet werden müsste die kindlich Auseinandersetzung mit Geschlecht, in Familienkonstellation jenseits der hier untersuchten Vater-Mutter-Kind Triade.
Der Ödipuskomplex – Verfestigung geschlechtlicher Unterschiede
Der Ödipuskomplex verläuft bei Junge und Mädchen unterschiedlich. Der Junge beginnt in der ödipalen Phase seinen Vater zu fürchten. Dieser wird als Konkurrent um die begehrte Mutter wahrgenommen. In der Phantasie des Jungen droht durch ihn die Kastration. Um dieser zu entgehen, entsagt der Junge letztlich seinem Objekt und verinnerlicht die väterliche Autorität.[21] Diese verbietet jedoch nicht nur das Begehren der Mutter, sondern auch die Identifikation mit ihr. So sein wie der Vater, heißt männlich sein. Für das Sexualitätsdilemma bedeutet dieser Prozess die schon oben beschriebene Vereinseitigung hin zur Differenz. Der Penis wird hierfür zum Symbol. Narzisstisch besetzt, mit Omnipotenzphantasien aufgeladen und somit zum Phallus geworden, steht er für die Unabhängigkeit von der Mutter. Die Spannung zwischen Differenz und Differenzlosigkeit, zwischen Anziehung und Abstoßung gegenüber dem Objekt wird scheinbar aufgelöst. Eine tatsächliche Überwindung des ambivalenten Objektverhältnisses gelingt jedoch nicht. Der “phallische Herr”[22] bleibt real von seinem Objekt abhängig, besitzt sein Penis doch einen Doppelcharakter: “autarker Phallus und dem Objekt der Lust gegenüber heteronom reagierender Penis”.[23] Die sexuelle Lust an sich verhindert demnach vollständige Autonomie. Das Sexualitätsdilemma wurde so in ein Männlichkeitsdilemma verwandelt. Das widersprüchliche Verhältnis zum Objekt setzt sich fort, jedoch unter anderen Vorzeichen.[24]
Genau wie der Junge identifiziert sich das Mädchen präödipal mit beiden Elternteilen. Aus diesem Nebeneinander ergibt sich aber bald ein Widerspruch. So verspricht das väterliche Ideal Autonomie und Macht. Gleichzeitig ist es unvermeidlich mit einer Abwertung von Weiblichkeit verbunden. Die Identifikation des Mädchens mit der Mutter, also mit Weiblichkeit, wird so zum Problem für eigene Unabhängigkeitsbestrebungen.[25] Das Mädchen sieht sich folglich im Nachteil gegenüber dem Jungen, ist ihm doch ein Mehr an Macht und damit an Autonomie möglich. Enttäuscht gibt das Mädchen die Schuld an ihrer Lage der Mutter. In der Vorstellung des Mädchens hat sie es ohne Penis und damit mit weniger Möglichkeiten ausgestattet. In Konsequenz verwirft das Mädchen die Mutter als Liebesobjekt. Die Identifikation mit dem Vater hingegen wird in libidinöses Begehren gewendet. Damit beginnt der weibliche Ödipuskomplex.[26]
Der Liebe zum Vater ist ihr “narzisstischer Ursprung”[27] dabei deutlich anzumerken. Worauf sie zielt, ist die “Teilhabe an seiner Phallizität”[28]. Von hier an kommt es zu einer, dem Ödipuskomplex des Jungen, ähnlichen Entwicklung. Wie der Junge den Vater, fürchtet das Mädchen die Mutter als Konkurrentin. Aus Selbstschutz identifiziert es sich mit ihr und verinnerlicht ihre Autorität.[29]
Psychische Abwehr und das Kind als Projektionsfläche
Wie rigide die Abwehr nicht geschlechtskonformer Selbstanteile vor sich geht, ist variabel. Eine große Rolle hierbei spielt die Art und Weise, wie Zweigeschlechtlichkeit lebensgeschichtlich durchgesetzt wurde. Passiert dies zu repressiv, liegen Konformismus und eine Unfähigkeit zu Kritik nahe.[30] Pseudomaskulinität beziehungsweise -feminität sind die Folge. Diese entsprechen “konsequent den gesellschaftlichen Normen hinsichtlich dichotomer Geschlechterverhältnisse und Geschlechterrollen”[31]. Pseudomaskulinität und Pseudofeminität stellen somit widerspruchsfreie Identitäten dar. Sie konstituieren sich durch den Ausschluss des Nicht-Passenden und lassen keinen Spielraum für Abweichung. Die Widersprüche in der eigenen Geschlechtlichkeit müssen vehement verleugnet werden.
Das bedeutet eine Abwehr aller nonkonformen Regungen im Inneren, aber auch jener äußeren Einflüsse, die an sie erinnern.[32] Jegliche Auseinandersetzung mit kindlicher Sexualität tut genau dies. Die Vermutung liegt nahe, dass ihre Anerkennung die Pseudomaskulinen und -femininen gefährlich nahe an eigene verdrängte Selbstanteile heranführen würde. Sollten Kinder eine Sexualität besitzen, wie sah es dann in ihrer eigenen Kindheit mit sexuellen Wünschen aus? Wenn Sexualität sich entwickelt, müsste dann nicht auch in ihrem Leben Entwicklung stattgefunden haben? Wird kindliche Sexualität zum Thema, bleibt folglich nur, diese als Ideologie abzutun. Im selben Atemzug wird der Sexualpädagogik vorgeworfen zu propagieren, was man bei sich selbst heimlich fürchtet: verschwimmende Geschlechtergrenzen und nicht-normgerechte Sexualität. Dabei machen die “Frühsexualisierungs”-GegnerInnen ihr eigenes Nicht-Wissen-Wollen an Kindern fest. Diesen wird Desinteresse am Sexuellen oder Verstörung durch das Sexuelle attestiert. So werden sie zur Projektionsfläche für die Angst und Ablehnung ihrer vermeintlichen Beschützer. Letztlich sind es also innerpsychische Konflikte und ihre Abwehr, die als treibende Kraft hinter dem Hass auf “Frühsexualisierung” stehen.[33]
[4] Vgl. die bereits genannten Artikel aus “Wir Steirer”, Leserbriefe der Kronen Zeitung (11.02.2017) und Kleinen Zeitung (16.02.2017), sowie die folgende Anfrage bzw. den folgenden Antrag aus dem Steirer Landtag:
[6] Vgl. Quindeau, Ilka: Sexualität. Gießen, 2014, siehe insbesondere das Kapitel “Umschriften: Entwicklungen und Variationen des Sexuellen”.
[7] Vgl. Freud, Sigmund: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. Frankfurt am Main, 2009, S.96.
[8] Reich, Annie: Wenn dein Kind dich fragt … Gespräche , Beispiele und Ratschläge zur Sexualerziehung. In: Freie Assoziation. Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie. 1/2016, S.26.
[9] Vgl. Uhlig, Tom David; Rudel, Max: Wenn einem die Natur kommt. Das Identitätsversprechen im Antifeminismus. In: Busch, Charlotte; Dobben, Britta; Rudel, Max; Uhlig, Tom David (Hg): Der Riss durchs Geschlecht. Feministische Beiträge zur Psychoanalyse. Gießen, 2018, S.220.
[10] Winter, Sebastian: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. Eine psychoanalytisch-sozialpsychologische Studie. Gießen, 2013, S.356.
[11] Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.352.
[12] Ebd.
[13] Ebd. [Hervorhebung im Original]
[14] Vgl. ebd. sowie Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.356.
[15] Vgl. Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.354f.
[16] Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.355.
[17] Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.361.
[18] Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.362.
[19] Vgl. Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps.S.361f.
[20] Vgl. Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.370f.
[21] Uhlig; Rudel: Wenn einem die Natur kommt. S.217.
[22] Vgl. Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.373.
[23] Ebd.
[24] Vgl. Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.372f.
[25] Vgl. Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.375f.
[26] Vgl. Radonic, Ljiljana: Psychoanalyse als Gendertheorie. Freud und seine Kritikerinnen. In: Göllner, Renate; Radonic, Ljiljana (Hg.): Mit Freud. Gesellschaftskritik und Psychoanalyse. Freiburg, 2007, S.96f und S.100.
[27] Winter: Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe in der SS-Zeitung das Schwarze Korps. S.376.
[28] Ebd.
[29] Radonic: Psychoanalyse als Gendertheorie. S.100.
[30] Vgl. Radonic, Ljiljana: Psychopathologie der Normalität. Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Kritische Theorie. In: Grigat, Stefan (Hg.): Feindaufklärung und Reeducation. Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus. Freiburg, 2006, S.84f .
Liebe Veranstalter*innen des This Human World – Filmfestival,
wir wenden uns an euch, da uns ein Film in eurem Programm aufgefallen ist, den wir für politisch nicht tragbar halten, vor allem bei einem Menschenrechtsfilmfestival.
Gemeint ist die Dokumentation „#Widerstand“, welche drei Frauen portraitiert, darunter Ingrid Weiss, Mitglied der vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands als rechtsextrem und neofaschistisch eingestuften „Identitären“.
Untragbar halten wir das Konzept der Filmemacherin, völlig „wertfrei“ verschiedene politische Ideologien nebeneinanderzustellen, den Einsatz für Geflüchtete mit menschenfeindlichen, rassistischen Ressentiments gleichzusetzen und völkische Reinheitsphantasien und rassistische Ausschlusspraktiken als „Widerstand“ zu adeln. Die neofaschistischen „Identitären“ verhalten sich nicht widerständig zur herrschenden Ordnung, sie wollen diese zuspitzen, eine „noch ordentlichere Ordnung“ (Johannes Agnoli). Das ist ihre konformistische Revolte: Sie greifen die liberalen Versprechungen dieser Gesellschaft an, wollen Schluss machen mit der Idee der unveräußerlichen, universalen Menschenrechte, wollen die autoritäre Gemeinschaft anstelle der offenen Gesellschaft. Wie anders als durch massive Gewalt ist es denn vorstellbar, eine „ethnisch homogene Gemeinschaft“ (Identitäre Bewegung Österreich) in einer von Migration geprägten Gesellschaft herzustellen? Ihr Konzept von „Identität“ läuft auf die Vernichtung des Nicht-Identischen, des Anderen hinaus. Das wird auch ganz offen zugegeben, indem man sich beispielsweise auf die (Vor-)Denker des europäischen Faschismus bezieht, wie Carl Schmitt, der „Kronjurist des Dritten Reiches“, der programmatisch jenes Konzept von Politik vorgab, den die Identitären bis heute folgen: „Zur Demokratie gehört also notwendig erstens Homogenität und zweitens – nötigenfalls – die Ausscheidung oder Vernichtung des Heterogenen. (…) Die politische Kraft einer Demokratie zeigt sich darin, daß sie das Fremde und Ungleiche, die Homogenität Bedrohende zu beseitigen oder fernzuhalten weiß“ (Carl Schmitt). Dass dies eine mörderische Ideologie ist, hat die historische Erfahrung des Nationalsozialismus deutlich gemacht.
Die Erinnerung an diese Erfahrung scheint jedoch zu verblassen. Heute gilt es als Ausweis genuin demokratischen Bewusstseins, ganz vorurteilsfrei über Faschismus zu plaudern. Die Filmemacherin gibt dafür in einem Interview die Schlagworte vor: „wertfrei“, „konstruktiv“ und auf „Dialog“ getrimmt will sie jenen gegenübertreten, deren Ideologie den Anreiz zu Ausschluss, Gewalt und Verbrechen beinhalten. Anstatt Position zu beziehen, werden Selbstorganisierungsprojekte von Geflüchteten in Athen mit organisierten Rassismus in Österreich als „jeweils andere Extreme“ auf eine Ebene gestellt.
Das Konzept des Films ist also aus unserer Sicht höchst kritikwürdig. Es bietet darüber hinaus einer neofaschistischen Kleingruppe eine enorme Bühne, welche die rechtsextremen „Identitären“ gerne zu nützen wissen werden. Nicht nur dass sie von der Kinoleinwand ihre menschenverachtenden Botschaften unwidersprochen verbreiten können, auch im Publikum werden sie am 7.12. im TOP Kino sein. Ihnen geht es nicht um den Dialog, nicht um den Wettstreit des besseren Arguments, sondern um die Zerstörung der demokratischen Debatte. „Unser Ziel ist keine Beteiligung am Diskurs, sondern sein Ende als Konsensform“ (Identitäre Bewegung). Dass dies auch in Gewalt gegen jene kulminiert, die den „Identitären“ als Feindbilder dienen, dass mussten Antifaschist*innen oder Migrant*innen in der Vergangenheit des Öfteren erleben.
Worin besteht nun die „Provokation“, von der die Filmemacherin spricht? Ist es das Abbilden und zur Schau stellen rechtsextremer Ideologien? Dazu reicht ein Blick in die österreichische Tagespolitik oder in die auflagenstärkste Tageszeitung um zu sehen, das rechtsextreme Ideologien in dieser Gesellschaft kein Tabubruch mehr sind, sondern mehrheitsfähig. Auch wenn Rechtsextreme gerne in diese rebellische, #widerständige Pose schlüpfen, um ihren Kampf gegen vermeintliche fremde Mächte als konformistische Revolte zu führen – ihr autoritäres, konservatives Weltbild in ein hippes Protestkostüm zu packen. Sollten wir da mitspielen? Wir glauben: Nein.
Gerade in der jetzigen gesellschaftlichen Situation, in der rechtsextreme Ideologien in der Regierung normalisiert werden, in der massenhaft Menschen an den Grenzen der Europäischen Union sterben, in der Menschen aus ihrem Leben herausgerissen und in Länder abgeschoben werden, in denen der sichere Tod auf die wartet – gerade jetzt gilt es Position zu beziehen. Position gegen Neofaschismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Der Film gibt diesen Positionen eine Bühne und arbeitet an deren Verharmlosung. Gerade von einem Menschenrechtsfilmfestival erwarten wir uns etwas anderes.
Wir würden uns wünschen, dass der Film aus dem Programm genommen wird. Falls er doch gezeigt wird, fänden wir es wichtig, wenn die Filmpräsentation mit einem Rahmenprogramm begleitet wird, wo Antifaschist*innen, Rechtsextremismusforscher*innen und Betroffene rechtsextremer, rassistischer Gewalt zu Wort kommen. Und dass es eine Türpolitik gibt, die es Faschist*innen und Rassist*innen nicht ermöglicht, auch im Publikum ihre menschenverachtenden Positionen stark zu machen.
Unterzeichner*innen:
autonome antifa [w]
an.schläge. Das feministische Magazin
Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (FIPU)
GRAS – Grüne und Alternative Student_innen Wien Herausgeber*innen des Sammelbands „Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen ,Identitären‘“
Hochschüler_innenschaft an der Universität Wien
Redaktion MALMOE
Antwort des Filmfestivals
Liebe Unterzeichner*innen,
zu aller erst möchten wir festhalten, dass eine frühere Antwort aufgrund des regulären Festivalbetriebs nicht möglich war.
Nun zum Inhalt:
Trotz der heftigen Kritik an uns möchten wir uns bei euch für euer Feedback bedanken.
Auch wir sehen die IBÖ nicht als eine Organisation der man wertfrei gegenüber treten kann.
Nichtsdestotrotz ist der Film zeigenswert, gerade im Rahmen eines Menschenrechtsfestivals und nicht zuletzt im Sinne einer künstlerischen Freiheit.
Die Filmemacherin bezieht sehr deutlich Position. Sie tut dies zwar nicht mit einer Erzählstimme oder mit kritischen Fragen, sondern arbeitet mit der Zusammensetzung/Abfolge der Szenen. #Widerstand ist bei weitem nicht der einzige Festivalfilm, der mit dem Stilmittel des Unkommentierten gegenüber untragbaren gesellschaftspolitischen Entwicklungen Position im Sinne der Menschenrechte bezieht.
Ob die IBÖ im Kinosaal sein werden, damit beschäftigen sich die zuständigen Behörden.
Im Anschluss an den Film wird es ein Q&A mit Britta Schoening und Poetry-Slammerin Aicha geben. Dieses Q&A ist uns sehr wichtig, da wir eine kritische Diskussion des Films ermöglichen wollen. Dazu möchte ich euch alle sehr herzlich einladen.
Liebe Grüße
das team von this human world
Welchen Stellenwert hat Musik für die neonazistische und extreme Rechte Österreichs heute? Welche Bands sind bedeutend und bestehen Strukturen, die musikalischen Erfolg in Geld für die rechtsextreme Szene umwandeln können?
Aufgepumpte Muskeln, ein „X“ auf dem Handrücken, Kapuzenpullis und Baseball-Kappen; dazu treibende Beats, melodiöse Refrains zum Mitgröhlen und Texte über Bruderschaft, Reinheit und ‚One family‘. Ganz im Stil der Straight Edge-Hardcore Bands der 1990er Jahre, doch gepaart mit professionellem Videoschnitt und Selbstinszenierung in sozialen Medien: Das sind die Elemente, welche die neue Musik der neonazistischen Szene zunehmend prägen. Während ideologische Versatzstücke oft in den Hintergrund rücken, beteuern die Musiker „anders als die meisten Konsumidioten und Säufer in der Szene“ wirklich hinter der nationalen Sache zu stehen. So stellen es zumindest die Musiker von Terrorsphära, dem österreichischen Exportschlager im Bereich des NS-Hardcore (NS-HC), dar.
Am 15. Oktober 2016 im Schweizer Städtchen Unterwasser: Mehrere tausend Neonazis finden sich in einer Sporthalle ein, um zu neonazistischen Bands wie Frontalkraft oder Stahlgewitter abzufeiern. Medien vermelden das größte Nazi-Konzert der letzten Jahre. Aufgrund der Menge der Besucher_innen, die Behörden sprechen von rund 5000 Menschen, greift die sichtlich überrumpelte Polizei nicht ein. Im Laufe des Abends werden massig rechte Arme zum Hitlergruß erhoben, darunter befinden sich nicht gerade wenige Neonazis aus Österreich. Kein Wunder: Die Grenze ist nur zehn Kilometer von der Sporthalle entfernt. In Feldkirch ist man mit dem Auto in einer halben Stunde.
Blood & Honour
Das Konzert in Unterwasser ist ein Beispiel dafür, wie die extreme Rechte Musik nutzt, um neue Anhänger_innen und Aktivist_innen für ihre Ziele zu begeistern. Zu Demonstrationen aus demselben Lager kommen in der Regel weit weniger Menschen. Musik ist schon lange ein Mittel, um Menschen für politische Ziele zu mobilisieren. Der Welser Journalist Thomas Rammerstorfer beschäftigt sich seit Langem mit der extremen Rechten, ihrer Musik und ihren Proponent_innen:
„Im jugend- und subkulturellen Bereich hat Musik generell einen zentralen Stellenwert, nicht nur in der extremen Rechten. Musik ist perfekt zum Unterstreichen von Emotionen, egal ob von Liebe, Wut oder Hass, das ist ihr Geheimnis. Damit trägt Musik wesentlich dazu bei, welchem Lifestyle man sich anschließt.“
Zudem sind Konzerte mit tausenden Besucher_innen wirtschaftlich überaus ertragreich. Bei großen Konzerten konnten die Organisator_innen Schätzungen zufolge über hunderttausend Euro Gewinn einfahren.[1]
Als 1982 die EP „White Power“ der britischen Band Screwdriver erschien, war das „ein Schlag in die Fresse des Musik Establishments“, erinnert sich ein Aktivist von damals im Buch „White Noise: Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour – Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene“. Ein Schlag in die Fresse – nicht nur wegen der Verherrlichung rassistischer Gewalt in den Texten der Band, sondern auch, weil sich die Szene mit der Gründung eines eigenen Labels für ‚RAC – Rock against Communism‘ von der Musikindustrie unabhängig machte und so erst zu einem wirtschaftlichen Faktor im damals noch übersichtlichen Musikbusiness aufsteigen konnte. RAC war ab sofort ein Synonym für offenen Rassismus und Antisemitismus in der Rockmusik und steht bis heute weniger für musikalische Qualität, dafür umso mehr für den Ausdruck von Menschenfeindlichkeit mit E-Gitarren und Drums. Screwdriver, und vielmehr noch ihr 1993 zu Tode gekommener Leadsänger Ian Stuart Donaldson standen an der Spitze des Netzwerks Blood & Honour, eines in Großbritannien gegründeten neonazistischen Zusammenschlusses. Dessen Funktion bestand darin, Konzerte für Naziskins zu organisieren und mit dem dadurch erwirtschafteten Geld die Bewegung und ihre Aktionen zu finanzieren. Mit Combat18 hat Blood & Honour zugleich einen bewaffneten Arm. C18, die Zahlen stehen für die Initialien Adolf Hitlers, zeichnet verantwortlich für zahlreiche Anschläge auf politische Gegner_innen, Migrant_innen und Journalist_innen in ganz Europa. C18 verfolgt eine Organisierung nach dem Prinzip des „führunglosen Widerstands“, wie etwa der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) und ist auch in Deutschland aktiv.[2]
Bis heute reicht das Blood & Honour-Netzwerk in viele europäische Länder, auch nach Österreich, wo es unter seinem an den Hitlerjugend-Slogan „Blut und Ehre“ angelehnten Namen insbesondere Ende der 1990er Jahre sehr umtriebig war. Die aktivsten „Sektionen“ des Netzwerks befanden sich in Vorarlberg, begünstigt durch die unmittelbare Nähe zur Schweiz und Süddeutschland, und in Wien. Trauriger Höhepunkt der Karriere der Neonaziorganisation war ein Skinhead-Konzert im Oktober 2002 in Hohenems mit rund 1000 Besucher_innen. Nach internen Streitigkeiten und polizeilicher Repression gingen die Aktivitäten von Blood & Honour in Österreich in den letzten zehn Jahren kontinuierlich zurück, in Ostösterreich erreichten sie schon vor Jahren den Nullpunkt.
Erst 2016 war nach einer längeren Pause wieder von einem kleinen Konzert aus dem Blood & Honour–Umfeld in Vorarlberg zu hören: Ein Auftritt einer ungarischen Naziband wurde wegen des Verbots im deutschen Thüringen an einen bisher unbekannten Ort im Ländle verlegt.[3]
Zuletzt machte Blood & Honour Vorarlberg von sich reden, als im Mai 2016 Gregor S. in Nenzing nahe Bludenz bei einem Amoklauf zwei Menschen erschoss und eine große Anzahl weiterer Besucher_innen eines Rockerfestes schwer verletzte. Der schießwütige Mann nahm sich im Anschluss selbst das Leben. Über das Motiv des Amoklaufs ist wenig bekannt, es wird ein Beziehungsstreit kolportiert. Klar ist jedenfalls, dass Gregor S. jahrelang im Umfeld der lokalen Blood & Honour Gruppe war. Außerdem soll er sich an gewalttätigen Aktionen gegen Linke und Andersdenkende beteiligt haben.[4]
Laut Beobachter_innen der Szene sind die österreichischen Nazis aber schon seit längerer Zeit in der Defensive: „Generell waren die österreichischen Bands zahlenmäßig wenige und, mit wenigen Ausnahmen nicht sehr bedeutungsvoll in der internationalen rechtsextremen Szene“, so der Rechtsextremismus-Experte Rammerstorfer. „Die österreichische Szene war immer schon konsumorientiert und wird vor allem vom deutschen Markt völlig dominiert.“
NS-Hardcore made in Osttirol
Dem dürften die Mitglieder der Osttiroler Metalcore-Band Terrorsphära widersprechen. Die Band avancierte in den letzten zwei Jahren zum Exportschlager, oder zumindest zur einzig aktiven neonazistischen Rockband Österreichs, wobei lediglich ein Teil der Musiker tatsächlich in Osttirol leben. Die Mitglieder von Terrorsphära rekrutieren sich u.a. aus vorbestraften Neonazis aus Sachsen in Deutschland. Die Band rühmt sich bester Kontakte nach Russland und tritt immer wieder auf konspirativ organisierten Konzerten in Deutschland und dem nahen Ausland auf.[5] Erst im Dezember 2017 bestritt die Neonaziband ein Konzert in Portugal. Besonders stolz aber sind die HC-Nazis auf ein 2010 in Osttirol öffentlich beworbenes Nazi-Hardcore-Konzert, das aus dem Umfeld der Band organisiert wurde.[6]
Dem Mainstream im aktuellen Neonazismus folgend, sind auch Terrorsphära gegen den sog. „Bruderkrieg“ innerhalb der internationalen extremen Rechten. Vielmehr befürworten sie eine Vernetzung nationalistischer Gruppierungen, auch außerhalb Europas. Der gemeinsame Nenner österreichischer, polnischer, wie auch russischer Nazis ist heutzutage „white power“.[7]
Anders als die aus der herkömmlichen Rock against Communism-Szene kommenden Nazis sieht sich die Band Terrorsphära als drogenfrei und dem Sport verpflichtet. Bergsteigen, Kraft- und Kampfsport sollen die imaginierten „Krieger für das Volk“ fit halten. So beschwören die Nazis in heroisch-machistischer Pose die eigene Fitness: „Stärke durch Disziplin!“. Textlich arbeitet sich Terrorsphära vor allem an Feindbildern ab: Drogen, Alkohol, Flüchtlinge und Antifa.
„’Refugees welcome‘, dafür kämpft ihr unverhohlen, doch wie sieht es aus, wenn ‚Refugees‘ in euren Häusern wohnen?! (…) Euer ‚Kampf‘ gegen uns dient einzig und allein dem Völkerfeind, der euren Geist verpestet und durch euch am Leben bleibt, weil ihr sein Symbol tragt und „still loving Volkstod“ schreit! (…) Doch auch ihr wollt unsre Freiheit, hört heimlich unsre CDs. Habt ihr die Schnauze voll von Antifa und diesem Dreckssystem?“
Die überhöhte Männlichkeit der Bandmitglieder strotzt nur so vor Pathos und Selbstverliebtheit. Nicht gerade zufällig promotet die Band die Nazi-Bekleidungsmarke Greifvogel Wear[8], für die sie u.a. über die sozialen Medien werben. Greifvogel Wear ist eine rechtsextreme Lifestyle-Marke, die nicht unbeträchtliche Summen abwerfen dürfte. Beim sportlichen „T-Hemden Versand“ der Nazis heißt es nämlich: „Wehrhaftigkeit ist die Pflicht eines jeden einzelnen von uns und euch, die Ihr euch anschickt, einst das germanische Sparta zu errichten.“ Mit dem erwirtschafteten Geld finanziert die Bekleidungsmarke das jährliche Neonazi-Kampfsport-Spektakel ‚Kampf der Nibelungen‘[9], das zuletzt letzten Herbst konspirativ organisiert in Deutschland abgehalten wurde und bei dem in der Vergangenheit auch Mitglieder von Terrorsphära angetreten waren. Zuletzt lassen die HC-Nazis mit ihrer personellen und geschäftlichen Nähe zum rechtsextremen Musiklabel OPOS Records aus Lindenau bei Leipzig keinen Zweifel an ihrer Eingebundenheit in rechtsextreme Kreise.
Rechte Geschäfte
Anders als in Österreich floriert in Deutschland, ebenso wie in Russland und den USA, das Geschäft mit der rechtsextremen Subkultur. CDs, bedruckte Bekleidung sowie politisches Propagandamaterial bringen den Händler_innen Millionenbeträge ein[10]. In Österreich gibt es im Rockbereich keine nennenswerten Strukturen wie Labels oder Konzertagenturen, die das Nazivolk bedienen würden. Auch was Rock-Konzerte jenseits der Südtiroler Rechtsaußenrocker von Frei.wild[11] angeht, ist hier wenig zu holen für Rechtsextreme, so Thomas Rammerstorfer:
„Die heimische Nazi-Szene organisiert kaum eigene Konzerte, allein aus dem Grund, weil man von überall in Österreich relativ schnell ins Ausland kommt und in Ungarn, der Schweiz und in Deutschland relativ viele Konzerte stattfinden. Demzufolge sind heimische Nazis auch im Konzertbereich eher konsumorientiert.“
Österreichische Rechtsextremisten waren letzten Sommer auch in Thüringen anzutreffen. Das wohl größte neonazistische Musikevent der letzten Jahre in Deutschland fand im vergangenen Juli in Themar/Thüringen statt und lockte 6000 Besucher_innen an.[12] An der neonazistischen Ausrichtung des Events besteht kein Zweifel. Nicht nur aufgrund der T-Shirt-Aufdrucke Teilnehmender, die neben „HKNKRZ“ und „Adolf war der beste“ auch Stilblüten wie den Pärchenaufdruck „Adolf“ und „Eva“ (in Anlehnung an Adolf Hilter und seiner Lebensgefährtin Eva Braun) präsentierten. Bands und Veranstalter_innen sind eindeutig dem neonazistischen Milieu zuzuordnen und das Publikum tat sein übriges dazu, als vor den Augen der Polizei unzählige Besucher_innen den rechten Arm zum Gruß erhoben. Wenig verwunderlich, dass auch Nazis aus dem Umfeld von Terrorsphära anwesend waren, genauso wie bekannte Aktivisten aus den Zusammenhängen von Blood & Honour Vorarlberg.[13]
NSBM: Neonazismus im schwarzen Gewand
Die modernen Hardcore-Nazis von heute haben zwar personelle Überschneidungen mit einer ähnlich gesinnten, aber ansonsten komplett anders ausgerichteten Form der vertonten Menschenverachtung: Dem National Socialist Black Metal (NSBM). Der NSBM ist eine neonazistische Strömung im Black Metal, eine eigentlich durch den Satanismus gekennzeichnete Form des extremen Metal. Schrille Stimmen, rumpelnde Drums und verzerrte Gitarren besingen den Tod und dessen Meister. Etwas anders gestaltet es sich im NSBM: Neben Naturmystizismus und Gewaltverherrlichung orientiert man sich an unterschiedlichsten Auslegungen des Neonazismus; mal in Form eines Blut-und-Boden-Heidentums, ein andermal in der Huldigung deutscher Wehrmachtssoldaten. Auch im Sektor NSBM ist Österreich glücklicherweise kein Land mit breitem Angebot oder Vertriebsstrukturen. Es gibt aber eine Handvoll Projekte, die zumindest hinter vorgehaltener Hand den Ewiggestrigen huldigen und internationale Bekanntheit erlangten.
Eines der explizitesten ist das Ein-Mann-Projekt von Vedran M., der unter dem Bandnamen Totale Vernichtung Black Metal produziert. Songtitel wie „Alle Wege führen nach Auschwitz“, „Beseitigung von lebensunwertem Leben“ oder „Massenmord an Untermenschen“ lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Urheber ist der Wiener M., der alle Instrumente selbst einspielt und unter dem Pseudonym „Der Stacheldrahtzieher“ auftritt. Die Werbung für seine CD, welche bei einem deutschen Neonazi-Label veröffentlicht wurde, titelt mit dem Spruch „Der Stacheldrahtzieher ist wieder da!“. Untermalt wird dies mit einem Bild vom Stacheldrahtzaun eines Konzentrationslagers.[14] M.s Anbindung an das rechtsextreme Milieu besteht auch durch sein zweites Musikprojekt Rostorchester, das er mit dem Schweizer Neonazi Sven B. betreibt. Letzterer macht aus seiner Gesinnung kein Hehl.
Doch auch die Texte des Projekts Totale Vernichtung lassen nicht zweifeln, wie der Verfasser tickt. Im Lied „Ein Blitz kommt selten allein“, eine Anspielung auf den Doppelblitz, das stilisierte Logo von Hitlers Schutzstaffel (SS), heißt es:
„Ein Blitz kommt selten allein. Zwei sollten es wenigstens sein. (…) Wie ein Blitz kommt auch ein Blitzkrieg selten allein. Alle umliegenden Länder werden Teil des Reiches sein.“
Vedran M. wünscht sich offensichtlich Großdeutschland zurück. An Geschmacklosigkeit nicht zu übertreffen ist aber sein Text von „Das blaue Wunder“:
„Blauer Dunst wurde euch vorgemacht, und blauen Dunst werdet ihr nun bekommen. Das Blaue vom Himmel wurde euch versprochen und wird nun von euch aufgenommen. Ein Element von solcher Macht, kann nur ein Wunder sein. Fühlt euch geehrt: Wir sperren euch mit diesem Wunder ein.“
Es ist wenig Interpretation von Nöten, um M.s verklausulierte Huldigung der nationalsozialistischen Vergasungen mit Zyklon B zu durchblicken. Das ‚zivile‘ Musikprojekt des Neonazis-Metallers trägt im übrigen den klingenden Namen Angelcunt und ist in der heimischen Metalszene nicht ganz unbekannt.
Hot Shower Festival
Mit der Konzertkultur steht es für rechtsextreme Black Metal-Fans hierzulande, ebenso wie im Bereich NS-Hardcore, schlecht: Einzig im angrenzenden oder ferneren Ausland können sich Fans des neonazistischen Schwarzmetals ihrer Bands auf der Bühne erfreuen. Jährlich strömen fast 1000 rechte Metaller_innen nach Mailand, um beim „Hot Shower Festival“ dabei zu sein, ein neonazistisches Festival, das alljährlich die Stars des NSBM aufspielen lässt. Ähnliches spielt sich seit zwei Jahren in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ab. Dass Besucher_innen dieser Veranstaltungen „endlich mal ordentlich abhitlern“ können, schreiben begeisterte User_innen in einschlägigen Foren. Nachdem der Hitlergruß hierzulande große rechtliche Probleme für Nazis nach sich ziehen kann, sind selbstverständlich auch NS-Metaller_innen aus Österreich bereit, eine Reise nach Kiew oder eben Mailand anzutreten. Das Hot Shower Festival, ausgerichtet in Kooperation von deutschen und italienischen Neonazis, zeichnet sich besonders durch seine ironische und menschenverachtende Bewerbung aus. Während der Titel des Festivals noch Zweifel am politischen Gehalt lässt, so verdeutlicht die Symbolik auf dem Merchandise-Material sehr klar die Gesinnung der Organisator_innen und Teilnehmenden: Dort wird Mussolini und dem Ku-Klux-Klan gehuldigt. Schnell wird offensichtlich, worauf der Name Hot Shower anzuspielen versucht: wieder sind es die mörderischen Gaskammern des Nationalsozialismus.
Egal ob NS-Hardcore oder neonazistischer Black Metal: Musik ist nur ein weiteres Vehikel der extremen Rechten, um für ihre Themen zu mobilisieren. Sie versucht, ihre menschenfeindliche Gesinnung (mehr oder weniger) verklausuliert unter die Menschen zu bringen, unter die Musikliebhaber_innen und alle anderen. Wie so oft kommt es einzig auf eine kritische Öffentlichkeit an, dem rechten Treiben ein Ende zu setzen. Dafür müssen aber rechtsextreme Codes erkannt und benannt werden.[15]
Derzeit ist die neonazistische Subkultur in Österreich trotz gegenteiliger Beispiele eindeutig in der Defensive, öffentliche Konzerte sind kaum denkbar. Sorgen wir dafür, dass dies so bleibt!
Zum Weiterlesen
Jan Raabe/Christian Dornbusch (Hg.): RechtsRock: Bestandsaufnahmen und Gegenstrategien Unrast Verlag 2006 (Münster).
Searchlight, Antifaschistisches Infoblatt, Enough is Enough, rat (Hg_innen): White Noise. Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour – Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene. Unrast Verlag 2000 (Münster).
Wo die FPÖ Posten zu vergeben hat, greift sie auf ihr akademisches Personalreservoir – die völkischen Student(inn)enverbindungen – zurück. Hier dokumentieren wir einschlägige Postenvergaben seit der Angelobung der Bundesregierung Kurz-Strache am 18. Dezember 2017 (laufende Aktualisierung, aktuellste Meldungen oben).
Keilflugblatt des Wiener Korporationsrings (WKR), frühe 1990er Jahre.
Abschließender Nachtrag vom 19.12.2019:
Nach Ibiza haben wir unsere Tracking-Aktivitäten eingestellt. Ein Artikel über blaue Postenvergaben auf dem Blog von Michael Bonvalot gab nun Anlass, eine Reihe von korporierten Karrieresprüngen während der Regierung Kurz-Strache nachzutragen (alphabetisch geordnet).
Christian Ebner (aC! Saxonia Wien): Aufsichtsrat ÖBAG
Heinz Freunschlag (aL! Kärnten zu Wien): Vorstandsmitglied ÖBB Personenverkehr AG
Robert Holzmann (aS! Gothia Graz): Gouverneur Österreichische Nationalbank
Hartwig Hufnagl (aS! Hohensalzburg zu Salzburg [?]): diverse Vorstands- und Aufsichtsratsfunktionen im Rahmen des ASFINAG-Imperiums
Mark Perz (aB! Albia Wien [?]): Geschäftsführer ÖBB Produktions-GmbH
Daniel Pinka (aB! Nibelungia Wien): ÖBB Presse
Arnold Schiefer (aB! Teutonia Wien): neben Vorstandsfunktion bei der ÖBB Holding auch Aufsichtsratsvorsitzender ÖBB Infrastruktur
Alexander Schierhuber (pkV! Normannia Bad Aussee, aC! Saxonia Wien): Geschäftsführer Breitspur Planungsgesellschaft
Reinhard Teufel (aB! Brixia Innsbruck): Aufsichtsrat Asfinag Maut Service GmbH
13. 5. 2019:
orf.at berichtet, dass die FPÖ Odin Wiesinger (pB! Scardonia Schärding) und Wolfgang Sedelmaier (aB! Bruna Sudetia Wien) als ordentliche Mitglieder sowie Bernhard Wieser (DcSV! Gothia Wels) als Ersatzmitglied für den oberösterreichischen Landeskulturbeirat nominiert hat. Die Landesregierung bestätigt die Nominierungen am Abend desselben Tages.
5. 4. 2019:
Der Standard berichtet von einer Umbildung der Büroleitung der Dritten Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller: an die Stelle der früheren Büroleiterin treten Dimitrij Grieb (aB! Moldavia Wien) und Michael Siedler (aB! Olympia Wien).
1. 4. 2019:
Wie aus der neuen Geschäftseinteilung des Strache-Ministeriums (BMÖDS) hervorgeht, ist Generalsekretär Roland Weinert (aB! Suevia Innsbruck) inzwischen auch in den Rang eines Sektionschefs aufgestiegen, sein Bundesbruder Gregor Bertle zum Gruppen- und Abteilungsleiter in der Sektion II desselben Ressorts.
8. 2. 2019:
Wie top agrar Österreich vermeldet, ist Thomas Kickinger seit Anfang des Monats neuer Fach-Geschäftsführer des Staatsunternehmens Agentur für Gesundheit und Ernäherungssicherheit (AGES) und auch als neuer Direkter des Bundesamtes für Ernäherungssicherheit (BAES) im Gespräch. Bereits seit Juni 2018 ist Arthur Kroismayr als neuer AGES-Aufsichtsratschef tätig. Beide gehören der aB! Oberösterreicher Germanen Wien an.
19. 1. 2019:
Das Nachrichtenmagazin Profil berichtet, dass Eduard Schock (aB! Aldania Wien) auf freiheitlichem Ticket in das Direktorium der Österreichischen Nationalbank einziehen soll.
15. 1. 2019:
Laut Bericht des Kurier hat der Linzer Vizebürgermeister Detlef Wimmer sich um den Posten eines Sektionschefs im Sozialministerium beworben. Die Linzer FPÖ übergab er bereits an Markus Hein, für eine etwaige Nachfolge im Amt des Vizebürgermeisters sei Michael Raml im Gespräch. Alle drei Genannten gehören der aB! Arminia Czernowitz zu Linz an.
16. 11. 2018:
Update: Norbert Gugerbauer (aB! Oberösterreicher Germanen Wien) hat sein im Februar 2018 angetretenes Mandat im Aufsichtsrat der ÖBB-Holding bereits im März wieder zurückgelegt, wie der Trend (Nr. 13/2018, S. 9) berichtete. Damit reduziert sich die Zahl der Korporierten im ÖBB-Aufsichtsrat auf zwei (Schiefer, Reichhardt).
Wie u.a. Die Presse berichtet, wird Heimo Probst (pcB! Allemannia et Nibelungia Graz) neuer Kabinettschef im Ministerium von Vizekanzler Strache.
4. 10. 2018:
Laut Bericht des Falter wurde der verhinderte Bundesverwaltungsrichter Hubert Keyl (ehemals aB! Albia und Silesia Wien) mit dem Posten eines Abteilungsleiters im BMVIT von Norbert Hofer entschädigt. Da es sich um eine interimistische Leitung handle, sei eine Ausschreibung nicht nötig gewesen, so ein Sprecher des Ministers.
12. 9. 2018:
Wie u. a. Der Standard berichtet, hat die Regierung Hubert Keyl als Richter für den Bundesverwaltungsgerichtshof nominiert. Keyl war Mitglied der Wiener akademischen Burschenschaften Albia und Silesia, wurde aber, laut einem Profil-Bericht von 2010, aus beiden ausgeschlossen.
21. 8. 2018:
Konrad Weiß (ehemals aB! Libertas Wien) scheint auf der Website des BMÖDS von Vizekanzler Strache als einer von dessen Pressesprechern auf.
16. 7. 2018:
Thomas Hüttner (pB! Ghibellinia Wien, SV! Gothia Meran, pB! Markomannia Eisenstadt) scheint als „Fachreferent für parlamentarische Angelegenheiten“ unter den Kabinettsmitarbeiter*innen von Sozialministerin Hartinger auf – seit wann genau, ist einstweilen unklar. Hüttner ist stellvertretender Vorsitzender des Österreichischen Pennäler-Rings (ÖPR), Schriftleiter der ÖPR-Zeitschrift Junges Leben sowie ehemaliger Obmann des Rings Volkstreuer Verbände (RVV). Seit 2008 war (ist?) er zudem Schriftleiter des Eckart der Österreichischen Landsmannschaft. Für die FPÖ amtiert er als Bezirksrat und stv. Klubobmann in Wien-Donaustadt. 2010 war er als Referent auf der Vortragswoche der rechtsextremen Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) angekündigt.
13. 6. 2018:
Volker Reifenberger (u. a. Corps Frankonia-Brünn Salzburg und Teutonia Graz) wird im Nationalrat als Nachfolger der nach Salzburg zurückgekehrten Marlene Svazek angelobt.
1. 6. 2018:
Das Ministerium für öffentlichen Dienst und Sport von Vizekanzler Strache legt eine neue provisorische Geschäftseinteilung vor. Unter den darin angegebenen Referent*innen im Ministerkabinett befinden sich auch Konrad Weiß (aB! Libertas Wien) und Konrad Belakowitsch (aB! Silesia Wien). UPDATE 1: Laut schriftlicher Mitteilung der B! Libertas vom 13.09.2018 ist Weiß „seit mehr als acht Jahren“ nicht mehr Mitglied der Burschenschaft. UPDATE 2: Die Geschäftseinteilung vom 15. September 2018 bestätigt beide Personalien.
14. 5. 2018:
Christian Hafenecker (aB! Nibelungia Wien) wird von den FPÖ-Gremien zum neuen Bundesgeneralsekretär (neben Harald Vilimsky und in Nachfolge von Marlene Svazek) bestellt. Er ist der erste Korporierte in dieser Funktion seit Norbert Gugerbauer (1986-1988).
26. 4. 2018:
Der Standard veröffentlicht eine Liste der neuen Mitglieder des ORF-Publikumsrats. Darunter findet sich auch Georg Watschinger (aB! Brixia Innsbruck), der den Österreichischen Turnerbund (ÖTB) vertritt.
11. 4. 2018:
Wie die Oberösterreichischen Nachrichten vermelden, soll Ulrich Püschel (aB! Arminia Czernowitz Linz) in den Aufsichtsrat der Linz AG einziehen. Er wäre dort Nachfolger des ebenfalls korporierten Andreas Hauer, der in den Verfassungsgerichtshof wechselt. Püschel ist Beobachter*innen der rechtsextremen Szene u.a. für seine Verbindungen zu „Identitären“ und der Zeitschrift „Info-DIREKT“ bekannt.
2. 3. 2018:
Wie schon im Jänner gemutmaßt, wird Peter Franzmayr (aB! Oberösterreicher Germanen Wien) neuer Aufsichtsratschef der ASFINAG (laut Kurier). Auch Andreas Reichhardt (GL! Cimbria Wien) wird in dieses Gremium einziehen, nachdem er unter BM Hofer bereits in den Aufsichtsrat der ÖBB bestellt worden war.
1. 3. 2018:
Die schwarz-blaue Mehrheit im Nationalrat nominiert, wie im Vorfeld erwartet, Andreas Hauer (Corps Alemannia Wien zu Linz) als neues Mitglied des Verfassungsgerichtshofs (VfGH). Die Ernennung obliegt dem Bundespräsidenten, der allerdings bereits am selben Tag angekündigt hat, keine Hinderungsgründe zu sehen.
28. 2. 2018:
Konstituierende Sitzung des neuen ÖBB-Aufsichtsrats – mit Arnold Schiefer (aB! Teutonia Wien), Andreas Reichhardt (GL! Cimbria Wien) und Norbert Gugerbauer (aB! Oberösterreicher Germanen Wien). Der Kurier berichtet.
20. 2. 2018:
Der Standard veröffentlicht die zwischen den Regierungsparteien akkordierte Liste der neu zu bestellenden Uniräte. Dem Bericht zufolge wurden zwei freiheitliche Vorschläge – die Burschenschafter Werner Kuich (aB! Libertas Wien) und Philipp Raich (aB! Leder Leoben) – abgelehnt. Sehr wohl zum Zug sollen mit Beschlussfassung am Folgetag (21.2.) die folgenden Korporierten kommen:
Universität Graz: Alois Gruber (aB! Arminia Czernowitz zu Linz)
TU Graz: Reinhard Kienberger (aB! Oberösterreicher Germanen Wien)
Universität Wien: Reinald Riedl (aB! Libertas Wien)
Meduni Wien: Reinhart Waneck (aV! Wartburg Wien)
Meduni Innsbruck: Gernot Wimmer (aB! Germania Graz)
Universität Linz: Michael Tissot (aB! Oberösterreicher Germanen Wien)
Montanuni Leoben: Hannes Hundegger (aB! Leder Leoben)
TU Wien: Christof Sommitsch (aC! Schacht Leoben)
Universität Klagenfurt: Bernd Stöckl (aL! Tyrol Innsbruck)
14. 2. 2018:
Arnold Schiefer (aB! Teutonia Wien) wird als Kandidat sowohl für den Aufsichtsrat des (mehrheitlich in Staatseingetum befindlichen) VERBUND als auch für den Posten des ORF-Finanzchefs kolportiert.
12. 2. 2018:
Landesparteiobfrau Marlene Svazek präsentiert die freiheitliche Liste für die anstehende Salzburger Landtagswahl und gibt bekannt, dass nach ihrem bevorstehenden Einzug in den Landtag Volker Reifenberger (Corps Frankonia-Brünn zu Salzburg) ihr Nationalratsmandat übernehmen wird.
7. 2. 2018:
DerKurier präsentiert weitere Namen für den ÖBB-Aufsichtsrat. Demnach soll dort neben Reichhardt und Schiefer mit Norbert Gugerbauer (aB! Oberösterreicher Germanen zu Wien) ein dritter völkisch Korporierter einziehen.
3. 2. 2018:
Laut Kurier-Angaben soll die Bestellung von Andreas Hauer (aC! Alemannia Wien zu Linz) zum Verfassungsrichter auf Regierungsticket fix sein. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus.
2. 2. 2018:
Die niederösterreichische FPÖ verlautbart, dass Reinhard Teufel (aB! Brixia Innsbruck), erst kürzlich zum Kabinettschef im BMI aufgestiegen, in den nö. Landtag einziehen wird. Teufel hatte die freiheitliche Liste im Bezirk Scheibbs angeführt.
1. 2. 2018:
Gleich vier augenscheinlich verhinderte Karrieresprünge gibt es heute zu vermelden: laut Bericht des Kurier scheitern die von der FPÖ als Uniräte vorgesehenen Burschenschafter Werner Kuich (aB! Libertas Wien), Alois Gruber (aB! Arminia Czernowitz Linz) und Philipp Raich (aB! Leder Leoben, pB! Vandalia Wien) am Widerstand des Koalitionspartners bzw. des Wissenschaftsministers. Am selben Tag erklärt Udo Landbauer (jüngst nach eigenen Angaben aus der pB! Germania Wiener Neustadt ausgetreten) seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern, einschließlich des Nichtantritts der freiheitlichen Position in der niederösterreichischen Landesregierung.
31. 1. 2018:
Der Regierungseintritt der FPÖ sorgt durch Dominoeffekte auch auf niedrigeren Ebenen für korporierte Karrieresprünge: Andrea Schartel wechselt aus dem steirischen Landtag in den Nationalrat, wo sie das freigewordene Mandat des nunmehrigen Vizekanzlers Strache annimmt. Ihr Landtagsmandat übernimmt Günter Wagner, für den wiederum Heinrich Sickl (aB! Arminia Graz) in den Grazer Gemeinderat einzieht.
29. 1. 2018:
Die Wiener FPÖ vermeldet in einer Presseaussendung, dass Michael Stumpf (aB! Aldania Wien) in Nachfolge von Anton Mahdalik zm Landespressesprecher bestellt wurde.
17. 1. 2018:
Weiterer Job für Andreas Reichhardt (GL! Cimbria Wien): soeben zum Generalsekretär im BMVIT aufgestiegen, wird er nun im Zuge der Umfärbung des ÖBB-Aufsichtsrats auch in diesen einziehen, wie Die Presse vermeldet.
14. 1. 2018:
Als aussichtsreichste Kandidaten für einen Richterposten am Verfassungsgerichtshof auf blauem Ticket nennt die Kleine Zeitung Andreas Hauer (aC! Alemannia Wien zu Linz) und Rüdiger Schender (pB! Hohenstauffen Linz).
13. 1. 2018:
In einer Presseaussendung informiert der Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) über einen Führungswechsel in der freiheitlichen Parteijugend: Udo Landbauer (pB! Germania Wiener Neustadt) übergibt die Bundesobmannschaft an Maximilian Krauss (aB! Aldania Wien). Ihm als geschäftsführender Obmann zur Seite gestellt wird Bundesrat Michael Raml (aB! Arminia Czernowitz Linz).
12. 1. 2018:
Der Kurier nennt Peter Franzmayr (aB! Oberösterreicher Germanen Wien) als aussichtsreichen Kandidaten für den Posten an der Spitze des ASFINAG-Aufsichtsrats.
10. 1. 2018:
Wie der Kurier berichtet, wird Arnold Schiefer (aB! Teutonia Wien) die Sozialdemokratin Brigitte Ederer als ÖBB-Aufsichtsratsvorsitzende(r) ablösen.
9. 1. 2018:
Der Wiener Landesparteivorstand ernennt Johann Gudenus (aB! Aldania Wien) zum geschäftsführenden Landesparteiobmann, wie Der Standard berichtet. Er übernimmt damit nun auch offiziell die entsprechenden Geschäfte des zum Vizekanzler aufgestiegenen Heinz-Christian Strache.
8. 1. 2018:
Die FPÖ Wien nominiert – in Nachfolge von Anton Mahdalik, der Johann Gudenus als Klubobmann ersetzt – Michael Stumpf als neuen Landesparteisekretär und bestätigt die schon angekündigte Rochade von Maximilian Krauss zum nicht amtsführenden Stadtrat und Dominik Nepp zum Vizebürgermeister. Alle Genannten mit Ausnahme Mahdaliks gehören derselben Verbindung an: der aB! Aldania Wien.
In Ergänzung seines Vizekanzleramts wird Heinz-Christian Strache (pB! Vandalia Wien) nun auch als Minister für den öffentlichen Dienst und Sport angelobt.
4. 1. 2018:
Ergänzung zum Kabinett von Sozialministerin Beate Hartinger: neben Volker Knestel (Kabinettschef) gehört diesem mit Dominic Keuschnig (pcB! Tauriska Klagenfurt) als „persönlicher Assistent“ der Ministerin ein weiterer Korporierter an.
22. 12. 2017:
Die Parlamentswebsite präsentiert die Zusammensetzung des Büros der neuen 3. Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller. Alle drei Referenten sind korporiert: Konrad Belakowitsch (aB! Silesia Wien), Michael Siedler (aB! Olympia Wien) und Dimitrij Grieb (aB! Moldavia Wien).
Die Zeitschrift NEWS vermeldet eine Reihe von Personalien, darunter die Nominierung von Roland Weinert (aB! Suevia Innsbruck) als Kabinettschef oder Generalsekretär in Vizekanzler Straches Ministerium für den öffentlichen Dienst und Sport sowie von Reinhard Teufel (aB! Brixia Innsbruck) als Kabinettschef im Innenministerium. UPDATE 8.1.: Weinert avancierte sowohl zum Büroleiter des Vizekanzlers als auch zum Generalsekretär in dessen Ministerium.
21. 12. 2017:
Das Infrastrukturministerium (BMVIT) veröffentlicht eine MitarbeiterInnenliste, aus der auch die Zusammensetzung des Kabinetts von Minister Norbert Hofer hervorgeht. Darin finden sich Herwig Götschober (aB! Bruna Sudetia Wien), Arndt Praxmarer (aB! Suevia Innsbruck), Irmgard Fischer (aM! Nike Wien) und Roland Esterer (aC! Saxonia Wien, aC! Frankonia-Brünn Salzburg).
Laut Website des Sozialministeriums fungiert Volker Knestel (pV! Nibelungen Bregenz, stv. Vorsitzender des Österreichischen Pennäler-Rings/ÖPR) als Kabinettschef von Ministerin Beate Hartinger.
PROFIL berichtet, dass Andreas Reichhardt (GL! Cimbria Wien, einst Wehrsport-Kamerad von Heinz-Christian Strache) im Infrastrukturministerium Norbert Hofers vom Sektionschef zum Generalsekretär aufsteigen soll.
Der Kurier vermeldet, dass Hubert Erhart (aB! Teutonia Wien, VAPO-Vergangenheit) im freiheitlichen Parlamentsklub als Pressereferent wirkt.
20. 12. 2017:
Johann Gudenus (pB! Vandalia Wien, aB! Aldania Wien) wird als neues Mitglied des Nationalrats angelobt.
Anneliese Kitzmüller (aM! Iduna Linz), am Vorabend von der FPÖ nominiert, wird zur 3. Nationalratspräsidentin gewählt.
19. 12. 2017:
Alexander Höferl (aB! Gothia Wien) wird als Leiter der Kommunikation im Kabinett von Innenminister Herbert Kickl präsentiert.
Der FPÖ-Nationalratsklub wählt Walter Rosenkranz (aB! Libertas Wien) und Johann Gudenus (pB! Vandalia Wien, aB! Aldania Wien) zum Obmann bzw. geschäftsführenden Obmann des Klubs. Rosenkranz dürfte schon unmittelbar nach der Wahl für diese Tätigkeit ausersehen gewesen sein: so hatte die Partei am 23. 10. 2017 vermeldet, dass anstelle des ursprünglich vorgesehenen Rosenkranz Udo Landbauer (pB! Germania Wiener Neustadt) die FPÖ in die niederösterreichischen Landtagswahlen 2018 führen werde.
Zu Stellvertretern der beiden werden Reinhard Bösch (aB! Teutonia Wien) und Roman Haider (pB! Donauhort Aschach) gewählt.
Die Wiener FPÖ wählt Dominik Nepp (aB! Aldania Wien) zum Nachfolger von Gudenus im Amt des Wiener Vizebürgermeisters.
Den freigewordenen Posten als Wiener Stadtrat erhält Maximilian Krauss (aB! Aldania Wien) als Entschädigung für seine Rückkehr aus dem Nationalrat, wo er ein Monat nach seiner Angelobung für seinen Bundesbruder Gudenus Platz machen musste.
Wie Der Standard berichtet, wurde Michael Klug (mutmaßlich aS! Gothia Graz) zum Kabinettschef von Verteidigungsminister Kunasek befördert.
18. 12. 2017:
Heinz-Christian Strache (pB! Vandalia Wien) wird als Vizekanzler angelobt.
Norbert Hofer (pB! Marko-Germania Pinkafeld) wird Infrastrukturminister.
Judith Goetz, Joseph Maria Sedlacek, Alexander Winkler (Hg.): Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen ‚Identitären‘
Die rechtsextremen ‚Identitären‘ gehören ohne Zweifel zu den wichtigsten Akteur_innen des außerparlamentarischen Rechtsextremismus in Österreich. Ihr ,Erfolgsrezept‘ liegt einerseits darin begründet, sich nach außen hin vom Nationalsozialismus abzugrenzen und so behördlicher Repression nach dem „Verbotsgesetz“ aus dem Weg zu gehen und andererseits gesellschaftlich anschlussfähige Konzepte eines modernisierten völkischen Nationalismus zu propagieren. Dabei bedienen sie sich eines Straßenaktivismus, der geschickt mit Social-Media-Tools inszeniert und verbreitet wird. Bisherige Auseinandersetzungen mit diesem relativ jungen Phänomen übernahmen nicht selten unkritisch Selbstbezeichnungen der ‚Identitären‘ als „weder links noch rechts“ oder ,Neue Rechte‘ und ließen dahinter stehende ideologische Denkmuster meist zu kurz kommen.
Der vorliegende Sammelband nimmt daher eine kritische Analyse dieser Selbstinszenierungen vor, indem die hinter dem ‚identitären‘ Denken stehenden Vordenker und Ideologeme wie (Neo-)Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus analytisch durchdrungen und mit anderen Formen des Rechtsextremismus in Verbindung gesetzt werden. Ergänzend werden bislang vernachlässigte Themen wie subkulturelle Bezüge der ‚Identitären‘, propagierte Geschlechterbilder, Rhetoriken der Angst sowie ihr Verhältnis zu Islamismus und eurasischer Ideologie ins Zentrum der Analyse gerückt. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, wie sich der rechtsextreme Charakter der ‚Identitären‘ begründen lässt und inwiefern von einer modernisierten Form des Rechtsextremismus gesprochen werden kann.
Marta Press, November 2017 ca. 420 Seiten ISBN: 978-3-944442-68-6 20,00 € (D), 20,00 € (AT), 22,00 CHF UVP (CH), 30,00 US$, 22,00 GBP, 40,00 AU$
Inhaltsverzeichnis
Widmung und Danksagung – Die Herausgeber_innen
Vorwort – Brigitte Bailer
Vorwort – Andrea Röpke
Einleitung: „Aus dem Schatten des Nationalsozialismus…“ Die ,Identitären‘ als modernisierte Form des Rechtsextremismus in Österreich – Alexander Winkler
„…in die mediale Debatte eindringen“ ,Identitäre‘ Selbstinszenierungen und ihre Rezeption durch österreichische Medien – Judith Goetz
Mit Metapolitik zur ,Konservativen Revolution‘? Über Umfeld und Strategie der ,Identitären Bewegung‘ in Deutschland – Carina Book
Rhetorik der Angst am Beispiel der ,Identitären‘. Zur Konstruktion von Bedrohungen, Krisen und Gefahren. – Sabine Lehner
Das alte Denken der neuen Rechten. Mit Heidegger und Evola gegen die offene Gesellschaft. – Micha Brumlik
Die Wiederholung des fast Immergleichen. Zur Genealogie der ,Identitären‘ – Florian Ruttner
Die identitäre Beseitigung des Anderen. Der gar nicht mehr so neue Neorassismus der ,Identitären‘ – Ines Aftenberger
„Jugendliche ohne Migrationshintergrund“. Ethnische Identität und völkischer Nationalismus bei den ,Identitären‘ – Thorsten Mense
„Aber wir haben die wahre Natur der Geschlechter erkannt…“ Geschlechterpolitiken, Antifeminismus und Homofeindlichkeit im Denken der ,Identitären‘ – Judith Goetz
Unheimliche Verbindungen. Über rechtsextremen Islamneid und die Ähnlichkeiten von Djihadismus und Counterdjihadismus – Heribert Schiedel
Offen, codiert, strukturell. Antisemitismus bei den ,Identitären‘ – Elke Rajal
,Eurasien‘ muss noch warten. Wie sich ,Identitäre‘ und die russische Recht annähern und was sie von einander trennt – Ute Weinmann
Sturmlieder wider die Moderne. Anmerkungen zur Rezeptionsgeschichte des Musikgenres Neofolk durch die ,Identitären‘ im deutschsprachigen Raum – Jerome Trebing
Von der Theorie zur Praxis – Ein Gespräch darüber, wie Engagement gegen menschenfeindliche Einstellungen aussehen kann?
Wien X – Stefanie Sargnagel
Kurzbiografien der Autor_innen und Herausgeber_innen
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